St. Wolfgang am Wolfgangsee (Salzkammergut)

Malerische Ortschaft, Wallfahrtsort, High-Society Resort

Die Marktgemeinde St. Wolfgang am Wolf­gang­see verdankt ihren Namen dem Heili­gen Wolfgang, der um 976 als Bischof von Regens­burg in seinem Eigen­kloster Mond­see Zuflucht suchte. Das Kloster war 748 von Odilo, dem Bayern­herzog aus dem Ge­schlecht der Agilolfinger, gegründet wor­den. Nach der Hei­lig­sprechung Wolfgangs im Jahre 1052 verbreitete sich der Wolf­gangs­kult in der Volks­frömmigkeit der Region und darüber hinaus. Bereits für das Jahr 1291 gibt es urkund­liche Berichte von Wallfahrten zum Kirchlein im Wolfgang­land. 1314 bis 1318 errichtete man ein großes Pilger­haus, das im 15. Jahr­hun­dert prächtig ausge­baut wurde, da die vielen Gläubigen aus ver­schiedenen Län­dern darin nicht mehr genug Platz fanden.
Das Gotteshaus gewann durch die Jahr­hunderte vor allem durch die künstleri­sche Ausge­staltung an Bedeu­tung. Der prächti­ge, 1481 fertig­gestellte, Flügel­altar Michael Pachers, der Barock­altar von Thomas Schwanthaler 1676 mit den Reliquien des Heiligen Wolfgang sowie der Schmer­zens­mann und die Kanzel des Barock­bildh­auers Meinrad Guggen­bichler 1706 machen die Pilgerkirche von St. Wolfgang zu einem außer­gewöhn­lichen Kunst­objekt. Der Höhe­punkt der Wall­fahrten war im 15. und 16. Jahr­hundert. Damals war St.Wolfgang nach Rom, Aachen und Einsiedeln die viertgrößte Pilger­stätte der christ­lichen Welt.
Im Zuge der Gegen­reforma­tion wurde die Be­deu­tung des Wall­fahrts­ortes dann je­doch durch die Refor­men des Kaisers Joseph II. stark einge­schränkt; 1791 wurde das Kloster Mondsee ganz aufgelöst. Das christliche Zentrum St. Wolfgang wandelte sich in den folgenden Jahr­zehnten zu einem Touristen­ort.
Einen ersten Aufschwung im Tourismus brachte die nahegelegene som­mer­liche Kaiser­residenz in Bad Ischl (1829 bis 1916). Seither ist der See mit Schiff­fahrt und Schaf­berg­bahn ein Magnet für Gäste aus nah und fern. Die 1893 eröffnete Zahn­rad­bahn führt hinauf zum Hotel Schaf­berg­spitze, dem ersten Berghotel Österreichs. Berühmte Maler­persön­lich­keiten des 18. und 19. Jahr­hunderts trugen zur inter­nationalen Bekannt­heit des Ortes bei und hinter­ließen ihre Spuren. Am 8. November 1930 hatte dann das Lustspiel "Im weißen Rössl am Wolfgangsee" Premiere in Berlin. Dieses für St. Wolfgang zum Welterfolg führende Volksrevuestück zog die Film­größen aus aller Welt nach St. Wolfgang. Um 1930 gab es sogar Flugverkehr von Berlin nach St. Wolfgang – die Landung erfolgte vor dem Grand Hotel mit einem Wasser­flug­zeug.
In der Zeit nach dem Zweiten Welt­krieg wurde St. Wolfgang mit seinem Um­land zu einer der be­kanntes­ten Fremden­verkehrs­land­schaften Öster­reichs. Allerdings verlor der Ort zwi­schen­zeit­lich etwas an Be­deu­tung. Trotz der attrak­tiven Lage in der seen- und waldreichen Salz­kam­mergut­landschaft zählte St. Wolfgang damals nicht zu den ganz großen Touristik­gemein­den Österreichs. Erst in den letzten 10 Jahren kam es wieder zu einem deut­li­chen Anstieg der Nächtigungen, der aller­dings durch die Corona-Kriese (und einen Corona-Cluster) jäh unter­brochen wurde.
Ohne Zweifel ist der maleri­sche Wolfgang­see und die um­liegen­de Bergwelt eine der schön­sten Urlaubs­regionen Österreichs. Grosse Ufer­be­rei­che des Wolfgang­sees sind (im Ge­gen­satz zu anderen österreichischen Seen) immer noch frei zugänglich und laden zum Baden im glasklaren Wasser des Sees ein. Besonders die Fahrt mit der Schafbergbahn und der Ausblick von der Schutzhütte Himmels­pforte in die atem­berau­bende Berg- und See­landschaft haben uns beeindruckt.
Der Ort St. Wolfgang übertreibt jedoch nach unserem Geschmack den Touris­mus-Rummel. Am Platz vor dem "Romantik-Hotel im Weis­sen Rössl" traten sich bei unserem Besuch die Gäste gegenseitig regelrecht auf die Füsse - vor allem auch, weil sie sich (vermutlich wegen der ge­schmal­zenen Preise in den umliegenden Gast­wir­tschaften und Hotels) meist nur "schauend" durch den Ort bewegen. Wir schwammen mit im Strom der Touristen in Richtung Pilger­gasse - vorbei an un­zähli­gen "Andenken"-Läden, in denen meist der übliche Touristen-Kitsch verkauft wird (ein­schließlich der für die Region so typi­schen "Kuckucks-Uhren").
Dort, wo die Pilgergasse wieder in die - aus dem Umfahrungs-Tunnel heraus­kom­mende - Landes­straße mündet, erwartete uns dann ein echter Kultur­schock: Fast direkt am Ufer des Wolf­gang­sees thront auf einem Felsen in bester Lage von St. Wolf­gang der merk­würdi­ge Hotel­klotz des "Sunset Wing Clubs" - ein, nach eigener Aus­sage, "superior event-resort". Der Komplex ist vermut­lich hässlich genug um einige avant-garde Archi­tektur­preise einge­heimst zu haben. Aufgesetzte Spitz­türmchen in bläulich verglasten Erker­türmchen ver­mittel­ten uns den Ein­druck einer moder­nen Luxus­burg - genau das, was ein jahr­hunderte­alter Wallfahrts­ort unbedingt benötigt. Von der Pilgergasse aus gesehen sieht der ab­wei­sende Hotel­klotz noch hässlicher aus, zumal es irgend jemand für notwendig befunden hat den ziegel­roten Vorbau der "scalaria" davor­zuset­zen. Vor dem Club der Reichen und Schönen ankert bisweilen ein Was­ser­flug­zeug an der künst­lichen Bade­insel im Wolfgangsee.
Einmal im Jahr ver­wandelt sich St. Wolf­gang zudem zu einem Zentrum der Was­ser­fliegerei. Der malerische See inmitten einer traum­haften Berg­land­schaft wird dann zum Aus­tragungs­ort eines der welt­weit größten Was­ser­flug­zeug­treffen (siehe hier). Nicht fehlen darf natürlich die Flug­show der "Flying Bulls", die mit dem Dröh­nen der Moto­ren die Land­schaft berei­chern. Wir werden St. Wolfgang zu dieser Zeit sicher meiden.
(GKH, 22. August 2016; Überarbeitet: 26. Juli 2021)
Übersicht: St. Wolfgang am Wolfgangsee. Bild von Karl Egger auf Pixabay
Schutzhütte Himmelspforte am Schafberg: Bild von A Beijeman auf Pixabay
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