- 22 Aug, 2016
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- 13 Sep, 2016
Die Marktgemeinde St. Wolfgang am Wolfgangsee verdankt ihren Namen dem Heiligen Wolfgang, der um 976 als Bischof von Regensburg in seinem Eigenkloster Mondsee Zuflucht suchte. Das Kloster war 748 von Odilo, dem Bayernherzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger, gegründet worden. Nach der Heiligsprechung Wolfgangs im Jahre 1052 verbreitete sich der Wolfgangskult in der Volksfrömmigkeit der Region und darüber hinaus. Bereits für das Jahr 1291 gibt es urkundliche Berichte von Wallfahrten zum Kirchlein im Wolfgangland. 1314 bis 1318 errichtete man ein großes Pilgerhaus, das im 15. Jahrhundert prächtig ausgebaut wurde, da die vielen Gläubigen aus verschiedenen Ländern darin nicht mehr genug Platz fanden.
Das Gotteshaus gewann durch die Jahrhunderte vor allem durch die künstlerische Ausgestaltung an Bedeutung. Der prächtige, 1481 fertiggestellte, Flügelaltar Michael Pachers, der Barockaltar von Thomas Schwanthaler 1676 mit den Reliquien des Heiligen Wolfgang sowie der Schmerzensmann und die Kanzel des Barockbildhauers Meinrad Guggenbichler 1706 machen die Pilgerkirche von St. Wolfgang zu einem außergewöhnlichen Kunstobjekt. Der Höhepunkt der Wallfahrten war im 15. und 16. Jahrhundert. Damals war St.Wolfgang nach Rom, Aachen und Einsiedeln die viertgrößte Pilgerstätte der christlichen Welt.
Im Zuge der Gegenreformation wurde die Bedeutung des Wallfahrtsortes dann jedoch durch die Reformen des Kaisers Joseph II. stark eingeschränkt; 1791 wurde das Kloster Mondsee ganz aufgelöst. Das christliche Zentrum St. Wolfgang wandelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem Touristenort.
Einen ersten Aufschwung im Tourismus brachte die nahegelegene sommerliche Kaiserresidenz in Bad Ischl (1829 bis 1916). Seither ist der See mit Schifffahrt und Schafbergbahn ein Magnet für Gäste aus nah und fern. Die 1893 eröffnete Zahnradbahn führt hinauf zum Hotel Schafbergspitze, dem ersten Berghotel Österreichs. Berühmte Malerpersönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts trugen zur internationalen Bekanntheit des Ortes bei und hinterließen ihre Spuren. Am 8. November 1930 hatte dann das Lustspiel "Im weißen Rössl am Wolfgangsee" Premiere in Berlin. Dieses für St. Wolfgang zum Welterfolg führende Volksrevuestück zog die Filmgrößen aus aller Welt nach St. Wolfgang. Um 1930 gab es sogar Flugverkehr von Berlin nach St. Wolfgang – die Landung erfolgte vor dem Grand Hotel mit einem Wasserflugzeug.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde St. Wolfgang mit seinem Umland zu einer der bekanntesten Fremdenverkehrslandschaften Österreichs. Allerdings verlor der Ort zwischenzeitlich etwas an Bedeutung. Trotz der attraktiven Lage in der seen- und waldreichen Salzkammergutlandschaft zählte St. Wolfgang damals nicht zu den ganz großen Touristikgemeinden Österreichs. Erst in den letzten 10 Jahren kam es wieder zu einem deutlichen Anstieg der Nächtigungen, der allerdings durch die Corona-Kriese (und einen Corona-Cluster) jäh unterbrochen wurde.
Ohne Zweifel ist der malerische Wolfgangsee und die umliegende Bergwelt eine der schönsten Urlaubsregionen Österreichs. Grosse Uferbereiche des Wolfgangsees sind (im Gegensatz zu anderen österreichischen Seen) immer noch frei zugänglich und laden zum Baden im glasklaren Wasser des Sees ein. Besonders die Fahrt mit der Schafbergbahn und der Ausblick von der Schutzhütte Himmelspforte in die atemberaubende Berg- und Seelandschaft haben uns beeindruckt.
Der Ort St. Wolfgang übertreibt jedoch nach unserem Geschmack den Tourismus-Rummel. Am Platz vor dem "Romantik-Hotel im Weissen Rössl" traten sich bei unserem Besuch die Gäste gegenseitig regelrecht auf die Füsse - vor allem auch, weil sie sich (vermutlich wegen der geschmalzenen Preise in den umliegenden Gastwirtschaften und Hotels) meist nur "schauend" durch den Ort bewegen. Wir schwammen mit im Strom der Touristen in Richtung Pilgergasse - vorbei an unzähligen "Andenken"-Läden, in denen meist der übliche Touristen-Kitsch verkauft wird (einschließlich der für die Region so typischen "Kuckucks-Uhren").
Dort, wo die Pilgergasse wieder in die - aus dem Umfahrungs-Tunnel herauskommende - Landesstraße mündet, erwartete uns dann ein echter Kulturschock: Fast direkt am Ufer des Wolfgangsees thront auf einem Felsen in bester Lage von St. Wolfgang der merkwürdige Hotelklotz des "Sunset Wing Clubs" - ein, nach eigener Aussage, "superior event-resort". Der Komplex ist vermutlich hässlich genug um einige avant-garde Architekturpreise eingeheimst zu haben. Aufgesetzte Spitztürmchen in bläulich verglasten Erkertürmchen vermittelten uns den Eindruck einer modernen Luxusburg - genau das, was ein jahrhundertealter Wallfahrtsort unbedingt benötigt. Von der Pilgergasse aus gesehen sieht der abweisende Hotelklotz noch hässlicher aus, zumal es irgend jemand für notwendig befunden hat den ziegelroten Vorbau der "scalaria" davorzusetzen. Vor dem Club der Reichen und Schönen ankert bisweilen ein Wasserflugzeug an der künstlichen Badeinsel im Wolfgangsee.
Einmal im Jahr verwandelt sich St. Wolfgang zudem zu einem Zentrum der Wasserfliegerei. Der malerische See inmitten einer traumhaften Berglandschaft wird dann zum Austragungsort eines der weltweit größten Wasserflugzeugtreffen (siehe hier). Nicht fehlen darf natürlich die Flugshow der "Flying Bulls", die mit dem Dröhnen der Motoren die Landschaft bereichern. Wir werden St. Wolfgang zu dieser Zeit sicher meiden.
(GKH, 22. August 2016; Überarbeitet: 26. Juli 2021)
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