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Im Schloss Hellbrunn sorgen Wasserautomaten, Grotten und heimtückische Spritzbrunnen seit über 400 Jahren für nasse, vor allem aber lachende Gesichter. Markus Sittikus von Hohenems, der 1612 zum Salzburger Fürsterzbischof gewählt wurde, hatte das "Lustschloss" zwischen 1613 und 1615 vor den Toren der Stadt erbauen lassen. Damals wußten geistliche Herren offenbar noch wie man sich (und seine Gäste) angemessen belustigt. Der Architekt war Santino Solari. Er war übrigens auch mit den Neubau des Salzburger Doms beauftragt worden.
Im Schloss Hellbrunn sind die weltweit am besten erhaltenen Wasserspiele der Spätrenaissance mit zahlreichen "Wasserscherzen" und verschiedenen beweglichen Figuren sowie zahlreichen skulpturengeschmückten Grotten zu bewundern: Das Theatrum (römisches Theater) mit Fürstentisch und Weiher, die Orpheusgrotte, der Weinkeller, der Sternweiher, die Neptungrotte, die Spiegel-, Muschel-, Vogelsang- und Ruinengrotte (im Schloss), die Venusgrotte, Narren und Wildschweinstatuen, die Steinbockgrotte und der Brunnen der Göttin Diana, die Mydas- und Kronengrotte und der Neptunbrunnen. Von 1749 bis 1752 wurde unter Erzbischof Andreas Jakob von Dietrichstein zu den alten Wasserspielen das kunstvolle „Mechanische Theater“ hinzugefügt.
Bei so viel Lustbarkeit und Spaß muß die geistlichen Herren offenbar das schlechte Gewissen geplagt haben. Als Gegenpol zum fürstlich-prunkvollen Lustgarten errichtete der Erzbischof im äußersten Süden des Schlossgartens einen sakralen "Wildnisgarten" im Stile eines Kalvarienberges. Er wurde mit Skulpturen von Einsiedlern geschmückt und auch eine bewohnte Einsiedelei wurde eingerichtet. Die (geplante) Wildnis sollte die naturbelassene göttliche Schöpfung symbolisieren. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß heute große Teile des sakralen Gartens zum Areal des Zoos Hellbrunn gehören.
Über dem Schlosspark thront das sog. Monatsschlössl. Es wurde 1615 erbaut und beherbergt heute das Salzburger Volkskundemuseum. Einzigartig ist auch das zur Gänze in den Konglomeratfels gehauene wildromantische Steintheater am Hellbrunnerberg. Hier fand 1617 (kurz nach einer Aufführung in der alten Salzburger Residenz) mit der Pastorale "Orfeo" wohl die erste Opernaufführung nördlich der Alpen statt.
Wir lieben vor allem die Hellbrunner Allee, welche (gemeinsam mit dem Fürstenweg) die Stadt Salzburg mit Hellbrunn verbindet. Sie ist eine der ältesten erhaltenen Alleen Mitteleuropas (vermutlich sogar die weltweit älteste erhaltene Allee überhaupt). Markus Sittikus ließ sie 1614/1615 im Geiste der Spätrenaissance in der Achse zum Wasserschloss Freisaal hin anlegen. Mit ihren mächtigen alten Lindenbäumen verlängert sie den hochfürstlichen Garten weit in die Landschaft hinaus und manifestiert den absoluten Herrschaftsanspruch des jungen Fürsten. Sie ist heute geschützter Landschaftsteil.
(GKH, 11. September 2016)
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