Museum: Elli Riehl Puppenwelt

Eine bäuerliche Künstlerin, die einzigartige Puppen-Skulpturen erschaffen hat

Wikipedia beschreibt Elli Riehl als "Kärntner Puppenmacherin". Aber sie war sehr viel mehr: Sie war eine wirkliche Künstlerin mit einem scharfen Auge für menschliche Schwächen, Freuden und Beziehungen. Ihre Puppen mögen dem heutigen Zeitgeist nicht entsprechen - man kann aber nicht ignorieren, dass sie in einzigartiger Weise menschliche Sozialbeziehungen und tiefe Emotionen ausdrücken. Es sind keine glatten, idealisierten Bürger-Puppen wie die einer Käte Kruse, sondern knorrige, grobe oder aufgeblasene Mannsbilder, runde oder dürre Bauersfrauen, mütterliche Matronen, lieblich-sanfte oder frech-kichernde Mädchen, ordinäre Spitzbuben und hunderte andere Charaktere einer vergangenen, ländlichen Welt.
Bei Elli Riehl stehen die Puppen nicht da wie steife Vitrinen-Objekte, sondern hüpfen, tanzen, marschieren oder umarmen sich. Lausbuben pinkeln mit hochgelüpfter Lederhose, Blasorchester marschieren mit stolzgeschwellter Brust, Mütter herzen ihre Babies. Am Stammtisch dreschen schlitzohrige Bauern Karten. Bei einer Hochzeitsgruppe träumt die Braut verklärt von der Liebe - während der Bräutigam fast unbeteiligt in der Gegend herumschaut. Kinder spielen mit Murmeln oder kichern tuschelnd unter einem Regenschirm. Kleine Buben haben Zahnweh oder sitzen auf einem "Potschamperl". Eine runde Bäuerin holt ein Glas Honig, während der ausgemergelte Bauer ihr zusieht. Der offenbar nicht mehr ganz nüchterne Klarinettenspieler einer Kapelle mit Bierflasche in der Rocktasche hat sich den Ärmel ein bisschen angesaut.
Bei Elli Riehl bohrt schon mal eine der Puppen in der Nase und einem alten Mann am Webstuhl fallen vor Müdigkeit die Augen zu. Und der Junge weiss beim ersten Tanz noch nicht recht wohin mit seinen Händen.
Riehls Puppen sind nicht einfach nur Abbild einer vergangenen Welt - sie sind Charakter- und Beziehungsstudien und damit zeitlos. In ihnen spiegeln sich grundlegende menschliche Erfahrungen und Beziehungen - manchmal auf grotesk überhöhte Weise. Der Schweinehirte nähert sich schüchtern einer jungen Dame aus der Stadt, die aber dazu nur ihre Nase rümpft. Der Opa spielt Akkordeon - aber sein Enkerl hält sich die Ohren zu. Und der alte Schuster mit seinem Gesellen sieht nicht mehr so richtig.
(Text von GKH. Zuletzt überarbeitet: 22. Mai 2022)

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